Begonnen hat der ganze Spaß mit einer alten Paradetrommel und vier riesigen Pappverpackungsrollen als Spontanidee des „Bappkappeclubs“ zum Wiesbadener Fastnachtßonntagszug 1987. In der darauf folgenden Zeit wurden alle Flohmärkte, Sperrmüllsammlungen und Dachböden nach verwendbaren Schlaginstrumenten durchsucht und es sammelte sich ein ganzer Haufen „Instrumente“ an, um an Fastnacht so richtig Lärm zu machen. Im Laufe der Zeit entwickelte sich das, was eigentlich nur eine Eintagsfliege sein sollte, zu einer recht hörbaren oder zumindest sehr lauten Trommelgruppe. Dann der große Einschnitt … der Bappkappeclub löste sich auf!
Ein paar Jahre später beschloß ein Grüppchen übrig gebliebener Hardcore-Karnevalisten, die Tradition der aufgelösten Bappkappen, an Altweiberfastnacht trommelnd durch die Kneipen zu ziehen, wieder aufleben zu laßen. Das war nicht nur der Grundstein für die spätere Gründung der „Räuber´s“, sondern auch der Beginn der „Hexen-Fastnacht“ – seitdem ziehen wir wieder als wild kostümierte Hexen am Altweiber-Donnerstag schnorrend durch die Wiesbadener Altstadtkneipen (man kann ja vieles über die Wiesbadener an sich sagen, aber durstig ist noch keiner von uns in der Nacht heimgekommen … und wenn die Wirte nur spendieren, um dem infernalischen Krach ein Ende zu bereiten).
Daß es nicht nur bei dem Altweiber-Einsatz der „Hexen“ bleiben sollte, war schon bald klar, und die Teilnahme am Fastnachtßonntagszug war Ehrensache. Da einige von uns nicht ohne Fastnacht auskommen konnten, hatten sie beim CBVN (Carneval- und Brauchtum-Verein Nordenstadt) Asyl gefunden, ohne jedoch die Idee, eine eigene Gruppe auf die Beine zu stellen, aus den Augen zu verlieren. Außerdem hatte der CBVN just zu diesem Zeitpunkt einen kleinen Trommlerzug gegründet, mit dem man sich nun zusammentat, ohne aber die Eigenständigkeit aufzugeben. Dann die Kostümfrage: die Wikingerkostüme der Bappkappenzeit kamen nun nicht mehr in Frage. Da der CBVN auch eine schnittige Marinegarde vorzuweisen hat, kamen wir auf die Idee, für uns „Hexen“ Gardeuniformen selbst zu entwerfen und zu schneidern – jeder eine andere. Das war schon ein starkes Bild, 15 verschiedene Gardeuniformen in einer Gruppe zu sehen. Dummerweise sorgte der hektische Umzug und einsetzender Regen dafür, daß sich die meisten Uniformen nach einmaligem Einsatz in Wohlgefallen auflösten.
Also mußte etwas anderes gefunden werden – aber was?
Dann war´s soweit – am 06. Mai 1996 wurden nach einem etwas ausgedehnterem
Umtrunk in der „Waldstube“ die Räuber´s aus der Taufe gehoben und das Motto
„Not good – but laut“ geboren. Die ersten Räuberskostüme wurden entworfen. Angelehnt an den legendären Räuber Heinrich Anton Leichtweiß, um den sich in unserer Gegend so viel schöne, nicht immer ganz wahre Legenden ranken und genau das ist doch der Stoff, aus dem die Träume sind. Die Leichtweißhöhle dient darum auch jedes Jahr als Treffpunkt für die kultische Räuber´s-Taufe, mit der mit einem nicht ganz ernst zunehmenden Ritual die „Neuen“ aufgenommen werden.
1997 begann man, die Trommler durch Blechbläser zu verstärken. Der „dicke Kurt“ war es, der uns bis zum Knochenkotzen beibrachte, Amaizing Grace zu spielen. Heute noch wachen einige deren, die damals dabei waren, nachts schweißgebadet auf und rufen die Ventilgriffe in die Dunkelheit. Aber so ist es eben: aller Anfang ist schwer. Einen Vorteil hatte diese Zeit: da wir so übel, aber laut spielten, waren an Altweiber die Freibier-Runden, die uns zum Schweigen bringen sollten, viel schneller über den Tresen als heute.
Heute haben die Wirte die Dreistigkeit, von uns noch Zugaben zu fordern!
Wenn die Räuber´s nun in der Altweibernacht unter dem „Hexen“-Motto durch die Stadt ziehen, werden wir auch gleich gefragt, ob wir am Sonntag nach dem großen Fastnachtsumzug denn wieder kommen. Selbstverständlich machen wir das, man kann ja seine Fans nicht enttäuschen und obwohl wir noch keine Teddybären oder BH´s von kreischenden Fans zugeworfen bekommen haben, setzen wir auch diese Sonntagstradition fort (vielleicht kommt ja doch noch einmal was durch die Luft geflogen). Irgendwann ist aber auch für uns einmal Feierabend, spätestens, wenn wir in der späten Nacht (oder am frühen Morgen) unserem Räubershauptmann Mario die Trommelstöcke und unserem „Schorsch“ das Mundstück weggenommen haben. Aber am Rosenmontag kommt sie dann schon wieder, diese schleichende Lust auf die nächsten Auftritte.